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Aktival24 im Landkreis Meißen
Jedes Jahr ist anders und wieder anders war 2022.
Nach der Pandemie und aus den Elternzeiten zurück, startete das Jahr mit neuen Ideen und alten Aufgaben.
Vieles wie gewohnt umgesetzt, neues kam hinzu, wiederum anderes musste auf Eis gelegt werden. Im
laufenden Jahr gab es viel zu tun und so waren wir hier und dort gut im Landkreis unterwegs.
So auch beim Juggerturnier des Jugendforums in Großenhain, unterstützten die Auszeichnung „Young Help“
und hatten Netzwerktermine, begleiteten die Ausstellung „Jugend im Gleichschritt“ im Museum in Riesa,
organisierten eine Bildungsfahrt nach Auschwitz und Kraukau und führten Workshops zu den
verschiedensten Themen durch. Hier nun ein kleiner Einblick zu ausgewählten Projekten.
Über Aktival24 findet ihr auch hier einen ausführlicheren Bericht – dennoch sei auch an dieser Stelle
nochmal gesagt: Es war ein großartiges Wochenende mit tollen Gruppen. Engagierte junge Menschen, die
mit viel Enthusiasmus, Energie und Elan ihre Projekte und Aktionen in ihrem Gemeinwesen umsetzten. Auch
gefreut hat uns, dass wir in diesem Jahr viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die
Sozialdezernentin Frau Putz vor Ort begrüßen konnten. Vor Ort wurde mit den politischen
EntscheidungsträgerInnen ins Gespräch gegangen und sich über die Projekte und aktuelle Situation nach
den langen Schließungen durch die Corona-Pandemie informiert. Die Gäste brachten ihre Wertschätzung
gegenüber den motivierten jungen Menschen zum Ausdruck und bedankten sich für das aktive Engagement.
Auch in diesem Jahr waren wir wieder in Kooperation mit dem Sprungbrett e.V. in die „Woche der
Demokratie“ involviert. An zwei Oberschulen im Landkreis haben wir das Demokratie-Projekt vor Ort
unterstützt und jungen Menschen beim Ideenfindungsprozess für ein gemeinschaftliches Projekt begleitet.
Dafür wurden in den Klassen Parteien gegründet und sich mit Prozessen der Demokratiebildung
auseinandergesetzt. Projektideen wurden entwickelt und den anderen Jugendlichen vorgestellt. Sich
gegenseitig von den Ideen zu überzeugen und letztlich die Abstimmungen dazu für die eigene Gruppe
zugewinnen, war für die jungen Menschen nicht immer leicht. Die demokratischen Aushandlungsprozesse
trainierten die Argumentationsfähigkeit sowie die Ambiguitätstoleranz der jungen Menschen. Außerdem
setzten sie sich mit den verschiedenen Gewaltenteilungen einer Stadt auseinander und konnten mit
VertreterInnen aus dem Stadtrat, der Polizei und des Gerichts ins Gespräch gehen und so einen praktischen
Einblick in das Gewaltenteilungsprinzip bekommen. Die Rolle des FJM war besonders bei der Durchführung
gefragt: Die pädagogische Anleitung einzelner Gruppen stand hierbei im Vordergrund. Den Abschluss der
Woche der Demokratie bildete eine große Stadtratssitzung, welche der Bürgermeister der jeweiligen
Kommune leitete. Hier wurden die Projekte der verschiedenen Parteien vorgestellt und durch die anderen
Parteien auseinandergenommen und diskutiert. Am Ende der Sitzung wurde darüber abgestimmt, welches
Projekt umgesetzt werden soll.In Strehla setzte sich im finalen Planspiel das Projekt für die Überdachung
des Mopedstellplatzes durch und in Riesa in der Oberschule „Am Merzdorfer Park“ gewann das Projekt zum
Riesaer Tierheim.Neben dem Jugendforum begleiteten wir auch dieses Jahr weiter den Jugendstadtrat in
Meißen. Im April fand eine eintägige Klausursitzung statt, auf welcher sich geeinigt wurde,welche Projekte
umgesetzt werden sollen und mit deren Planung begonnen, aber auch das Thema Kommunikation und
Verbindlichkeit stand auf dem Programm. 2022 wurde das zweite Mal ein Freiluftkino auf dem Außengelände
des Wellenspiels Meißen organisiert und durchgeführt, ein Free-Tek-Event geplant und umgesetzt und über
verschiedenste Graffiti-Projekte nachgedacht.Außerdem arbeitet die Gruppe zusammen mit dem JuClu16
e.V. und dem Streetworker an dem Projekt des Erschaffens eines Jugendclubs in Meißen – denn diesen gibt
es nicht für junge Menschen ab 16 Jahren. Unterstützt haben wir auch in diesem Jahr wieder die
Kinderspielstadt „Insel-City“ in Riesa – bei sehr heißen Temperaturen wurde diese vom 25. Juli bis zum 05.
August umgesetzt. Unsere Aufgaben waren wie immer sehr vielschichtig: Neben der Unterstützung in der
Vorbereitung, wurde die Kinderspielstadt moderiert, das „Bürgermeisteramt“ und der„Stadtrat“ sowie die
Koordination von ehrenamtlich tätigen Jugendlichen unterstützt. Inder „Stadtverwaltung“ wurden Themen wie
die Bürgermeisterwahl besprochen, die Wahlen für das Amt vorbereitet, im Wahlkampf unterstützt, Belange
des Stadtgeschehens bearbeitet und Stadtratssitzungen durchgeführt. Ziel ist stets, den Kindern
Selbstwirksamkeitserfahrungen mitzugeben.Auch das Jugendforum hatte sich in diesem Jahr wieder für die
Unterstützung der Kinderspielstadt angeboten und setzte unter anderem einen Experimtierworkshop um– die
TeilnehmerInnen konnten zum Beispiel Wasserproben analysieren und Bodenproben untersuchen. Hier
waren die Rückmeldungen durchweg positiv und in der Auswertung wurde sich ein solches Angebot auch für
nächstes Jahr gewünscht.Was war dieses Jahr noch wichtig? Wir waren im Landkreis unterwegs und haben
zu verschiedensten Bereichen, Themen und Prozessen beraten. Dabei begegneten uns die
Fragestellungen:Wie kann man in einer kleinen Gemeinde mehr Beteiligung für Jugendliche anregen?Was
muss eigentlich in einer Konzeption für eine Raumnutzung durch einen Jugendclub drinstehen? Was muss
beachtet werden, wenn ein Jugendstadtrat gegründet werden soll und ist ein solches Gremium in dem Ort
wirklich das richtige Beteiligungsinstrument? Oder muss doch eine andere Umsetzungsidee her? Welche
Fördermöglichkeiten gibt es eigentlich für welche Projekte und was muss bei welcher Förderung wie
beachtet werden?Außerdem haben wir im November eine Fachwerkstatt durchgeführt und dazu Fachkräfte
aus der mobilen Arbeit, aber auch aus der offenen Kinder- und Jugendarbeit eingeladen. Gearbeitet wurde
gemeinsam im Rittergut Limbach zur Fragestellung„Rechtsoffen, rechtsaffin – mit wem arbeite ich und mit
wem kann ich nicht arbeiten?“.Hierbei ging es erst einmal darum an Fallbeispielen die verschiedensten
Themen zu bearbeiten und dann dadurch Handlungsstrategien zu überlegen. Zwei arbeitsintensive und
spannende Tage liegen nun hinter uns und was ist nun das Ergebnis? Ein fortlaufender Prozess, der
gestaltet werden muss. Ein Fachaustausch zu einem spezifischen Thema – der nicht nur die Arbeit mit der
eigenen Zielgruppe in den Blick nahm, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen überortlichen
Strukturen –welche nicht immer zielführend oder positiv besetzt ist. Es ist wichtig, sich und seine Arbeit
immer mal wieder zu reflektieren, seine Grenzen zu überprüfen, sich zu informieren und die Augen offen zu
halten, zu beobachten und immer wieder auch ins Gespräch zu gehen.Diese Anliegen gilt es nun im neuen
Jahr weiter zu bearbeiten und auch den ein oder anderen Wunsch mitzunehmen und zu bearbeiten.Ein Dank
geht dabei an Andreas Borchert von der Sächsischen Landjugend für die fachliche Unterstützung und
Moderation dieser Fachwerkstatt!
Und für 2023 gilt, wie in jedem Jahr:
„Wir kommen hin, wenn ihr uns (an)ruft!
Marlen Linke & Maximilian Schikore-Pätz
Flexibles Jugendmanagement im Landkreis Meißen
2022 beim Flexiblen Jugendmanagement im Landkreis Meißen
"Aktival24 - Wir packen's an! Jugendliche im Landkreis Meißen " 2022
Unter der Schirmherrschaft von Landrat Ralf Hänsel waren Jugendliche im Landkreis Meißen zum 12.
aufgerufen sich an dem Aktionswochenende „Aktival24 – Wir packen’s an! Jugendliche im Landkreis
Meißen“ zu beteiligen und in ihrem Gemeinwesen mitzuwirken.
Und wie sie mitwirkten: 15 Gruppen mit etwa 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich an der
Aktion und wir sind nach wie vor begeistert, mit welchem Elan und Enthusiasmus die jungen Menschen vor
Ort ihre Aktionen umsetzten und so ihr Engagement für ihre Orte deutlich zeigten. Auch in diesem Jahr
konnten wir wieder neue Gruppen begrüßen und haben dabei überall junge Menschen kennen gelernt, die
wirklich hochengagiert sind! Die vielfältigen Ideen reichten unter anderem von verschiedenen
Instanthaltungs- und Renovierungsarbeiten, Ausbesserungsarbeiten im öffentlichen Raum bis hin zum Müll
sammeln.
Am 06. und 07. Mai waren wir nun wieder im gesamten Landkreis unterwegs und besuchte die einzelnen
Gruppen vor Ort, um die Aktionen zu dokumentieren und uns in diesem Rahmen für das ehrenamtliche
Engagement zu bedanken. Begleitet wurden wir dabei von Mitgliedern des Jugendforums im Landkreis
Meißen. Neben den Pokalen, erhielten die Gruppen wieder grüne T-Shirts. Neben den Bürgermeisterinnen
und Bürgermeistern, welche in ihren Gemeinden die Projekte besuchten, konnten wir auch die 1.
Beigeordnete des Landkreises Meißen bei zwei Pokalübergaben begrüßen. Vor Ort wurde mit den einzelnen
Gruppen ins Gespräch gegangen und sich über die Projekte und aktuelle Situation nach den langen
Schließungen durch die Corona-Pandemie informiert. Alle brachten ihre Wertschätzung gegenüber den
Jugendlichen zum Ausdruck und bedankten sich für das aktive und hochmotivierte Engagement der jungen
Menschen. Nebenbei überreichten sie auch die Pokale und kleine Präsente für die Gruppen!
Freitag waren wir in Lommatzsch, Riesa, Skäßchen, Meißen, Scharfenberg und Nossen unterwegs. Am
Samstag dann in Großenhain, Bauda, Böhla, Lauterbach, Strauch, Zabeltitz, Görzig und Gröditz.
Unter dem Motto „Grüner wird’s net, wa“ machte der aufLADEN in Riesa in diesem Jahr wieder rund um die
Einrichtung Gartenarbeit – es wurde neu bepflanzt, Unkraut gejätet und verschnitten. Oberbürgermeister
Marco Müller schaute wieder vorbei, brachte Getränke für die fleißigen Helferinnen und Helfer mit und
bedankte sich bei der Gruppe für ihr Engagement.
Das Schmale Haus in Meißen war wieder mit dabei und arbeitete auf dem Jahnhallen-Areal weiter. Diesmal
baute die Gruppe ein Holztipi für die ganz Kleinen. Neben Bürgermeister Markus Renner waren auch
Mitglieder der Bürgerstiftung Meißen vor Ort – gemeinsam bedankten sie sich für das stetige Engagement
der jungen Menschen auf dem Gelände und überreichten den Pokal.
Kleine und große Besucherinnen und Besucher des KAFFs in Meißen trafen sich ebendort, um hier kleine
Insektenhotels zu bauen, Hochbeete anzulegen und den Außenbereich für den Sommer fein zu machen.
Bürgermeister Markus Renner war vor Ort und bedankte sich bei der Gruppe für deren Engagement.
Im Offenen Haus in Lommatzsch stand der alljährliche Frühjahrsputz auf dem Programm. Zusammen mit der
Fachkraft wurde fleißig geputzt und aufgeräumt. Bürgermeisterin Dr. Anita Maaß kam vorbei und überreichte
den Pokal an die Jugendgruppe und bedankte sich herzlich für deren Engagement.
Im DOMI, dem Kinder- und Jugendhaus Nossen wurde wieder gestrichen. Die jungen Menschen schnappten
sich Pinsel und Farbe, um den Zaun vor dem Gebäude einen neuen Anstrich zu verpassen. Zur
Pokalübergabe wurde Bürgermeister Christian Bartusch begrüßt, welcher sich sehr über das junge
Engagement freute.
In Scharfenberg wurde der Jugendclub renoviert.
In Skäßchen wurde auf dem Dorfanger dem Bushäuschen ein neuer Anstrich verliehen – der Jugendclub
wurde hier von den Allerjüngsten mit unterstützt. Oberbürgermeister Dr. Sven Mißbach war vor Ort und
bedankte sich bei der kleinen Gruppe für aktives Engagement in dem Großenhainer Ortsteil. Nicht nur zu
Aktival24!
Der frühe Vogel fängt den Wurm… Das dachte sich der Jugendclub Impuls, welcher in diesem Jahr auf dem
Landesgartenschaugelände in Großenhain unterwegs war, um dort Gartenarbeiten zu verrichten und
Streicharbeiten, u.a. an der Skateanlage, umzusetzen. Oberbürgermeister Dr. Sven Mißbach war gegen halb
neun Uhr morgens vor Ort und bedankte sich bei der Gruppe für ihr aktives und auch stetiges Engagement
in Großenhain.
Weiter ging es dann in Strauch. Auch hier werkelten die neuen Mitglieder schon frühzeitig auf dem Gelände
des Jugendclubs und OB Dr. Mißbach überreichte zusammen mit Maximilian vom Jugendforum den Pokal
für das ehrenamtliche Engagement der jungen Menschen.
In Zabeltitz wurde ebenfalls renoviert und Instandhaltemaßnahmen erledigt und für die kommenden Feste im
Ort vorbereitet. Auch hier konnte Oberbürgermeister Dr. Sven Mißbach den Pokal für das Engagement
überreichen und bedankte sich bei der Gruppe für deren aktives Einbringen in das Gemeinwesen.
In Görzig wurde unter dem Motto „Club und Umgebung aus dem Coronaschlaf wecken“ kräftig angepackt.
Auch hier halfen die Jüngsten mit. OB Dr. Mißbach überreichte den Pokal für das ehrenamtliche
Engagement.
Seit langem machte auch der Jugendclub in Böhla wieder mit und macht eine ordentliche
Frühjahrsputzaktion außen wie innen. Grundreinigung, Rasen mähen, Unkraut jäten und Grillecke säubern
waren dabei nur einige Aufgaben, welche sich die neuen jungen Mitglieder an diesem Tag aufgaben. Zur
Pokalübergabe war die 1. Beigeordnete des Landkreises Meißen, Janet Putz, zusammen mit der
Bürgermeisterin der Gemeinde Priestewitz, Manuela Gajewi, vor Ort. Beide bedankten sich herzlichst für das
tolle und aktive Engagement der jungen Menschen, auch über Aktival24 hinaus. Auch bedankte sich Frau
Gajewi bei Raimo Siegert für sein Engagement in der Nachwuchsbegleitung des Jugendclubs!
Das erste Mal dabei war in diesem Jahr der Jugendclub aus Lauterbach in der Gemeinde Ebersbach. Hier
wurde die Außenanlage für das kommende Volleyballturnier hergerichtet. Außerdem laufen die
Vorbereitungen für das Dorffest Mitte Juli, welches die Mitglieder des Jugendclubs maßgeblich mitgestalten.
Gemeinsam mit Bürgermeister Falk Hentschel überreichte Frau Putz den Pokal für das junge Engagement.
In Gröditz gibt es einen neuen Jugendclub und die machen los. Zum einen sammelten die Jugendlichen Müll
entlang eines Radweges. Zum konnten sie – mit finanzieller Unterstützung des Jugendforums – endlich die
Renovierungsarbeiten in den Räumlichkeiten auf der Heinrich-von-Kleist-Straße abschließen.
Der Jugendclub Bauda e.V. räumte rund um den Sportplatz auf. Den Pokal überreichte der mobile
Jugendarbeiter zusammen mit Adrian vom Jugendforum.
Das Ziel dieses Projektes junge Menschen aus dem Landkreis Meißen zu ehrenamtlichem Engagement zu
motivieren und an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes teilzuhaben, wurde vollumfänglich erreicht. Wir
bedanken uns auch für die finanzielle Unterstützung bei der Partnerschaft für Demokratie Riesa sowie dem
Landkreis Meißen.
Und vor allem bedanken wir uns bei den vielen jungen Menschen, den unterstützenden Ehrenamtlichen und
den hauptamtlichen Fachkräften für dieses tolle Wochenende und die großartigen Einblicke in eure Arbeit!
Danke für Eure Ideen und Euer Engagement!
….
Jugendbildungsfahrt nach Oświęcim-Kraków
Jugendbildungsfahrt nach Auschwitz (Oświęcim) und Krakau (Kraków)
Durch zusätzlich bewilligte Projektmittel beim Flexiblen
Jugendmanagement konnte die 7-tägige Bildungsfahrt nach Auschwitz
und Krakau durchgeführt werden. 2005 hatte der Kreisjugendring
Meißen eine solche Fahrt zuletzt umgesetzt. Schon über den
Jahreswechsel 2019/2020 war die Idee gereift – auch auf Initiative von
Jugendlichen hin – eine Bildungsfahrt in die ehemaligen Vernichtungs-
und Konzentrationslager Auschwitz und nach Krakau zu organisieren.
Durch die dann auftretende Corona-Pandemie wurden die Planungen
erst einmal wieder auf Eis gelegt, aber die Gründe dafür, eine
solcheFahrt umzusetzen, zusätzlich zum Wunsch der Jugendlichen,
blieben:Die zunehmende Verbreitung von Verschwörungserzählungen,
welche oft von antisemitischen Stereotypen begleitet werden. Die
weiterhin stattfinden den Leugnungen des Holocaust sowie die
Infragestellung der fortwährenden Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in Deutschland. Die
Zunahme antisemitischer Straftaten. Zusätzlich kam mit dem Krieg in der Ukraine eine weitere Dimension
hinzu: Frieden und Freiheit sind leider auch im heutigen Europa keine Selbstverständlichkeit.Die konkrete
Planung für die Fahrt begann im Frühjahr 2022 und mit Stephan Conrad vom Treibhaus e.V. aus Döbeln
konnte ein vor Ort erfahrener Begleiter für die Gruppe engagiert werden. Weitere Fachkräfte aus dem
Landkreis unterstützten die Fahrt als Begleitung. Bereits Anfang Oktober gab es mit den angemeldeten
Jugendlichen ein Vorbereitungstreffen, auf welchem schon einmal ein erstes Kennenlernen stattfand und
sich über Programm und Erwartungen ausgetauscht wurde. Schon hier wurde deutlich, wie unterschiedlich
die Gruppe zusammengesetzt war: Die TeilnehmerInnen waren zwischen 15 und 25 Jahren alt, kamen aus
verschiedenen Ecken des Landkreises Meißen und konnten auf unterschiedlich großes Vorwissen zum
Thema aufbauen. In den frühen Morgenstunden des ersten Herbstferienmittwochs startete der Bus mit
knapp 30 Personen Richtung Polen. Am ersten Tag der Bildungsfahrtstand noch eine Führung durch die
Stadt Oświęcim und ein Besuch des Jüdischen Zentrums auf dem Programm. Außerdem wurde die
Jugendbegegnungsstätte, in der die Gruppe untergebracht war, vorgestellt.Dort gab es am Vormittag des
zweiten Tages dann einen nochmaligen Vorbereitungsworkshop auf den Besuch der Gedenkstätte.Am
Nachmittag folgte dann die Führung durch das ehemalige sogenannte Stammlager Auschwitz – Auschwitz I.
In der vierstündigen Führung wurde sowohl die Entstehungsgeschichte des Konzentrationslagers Auschwitz,
als auch seine Stellung innerhalb des Lagersystems der Nazis erläutert. Außerdem sahen die Jugendlichen
die Zeugnisse der menschenverachtenden Behandlung der Häftlinge im Lager, sowie die der Vernichtung:
hinterlassene Koffer, Kleidung und sogar Haare, welche die SS den Opfern der Vergasungen zur späteren
Verwertung raubte. Außerdem wurde auf die medizinischen Versuche der SS insbesondere an Kindern
eingegangen und die Shoa-Ausstellung besucht. Am Abend konnte in einer sehr offenen und emotionalen
Reflexionsrunde über das Gesehene gesprochen werden. An dieser Stelle sei schon einmal ein großes Lob
an die teilnehmenden Jugendlichen ausgesprochen – die so nahe Auseinandersetzung mit den von den Nazi
verübten Massenmord an den Juden ist nichts alltägliches – die TeilnehmerInnen begegneten dieser
Auseinandersetzung aber ausschließlich mit der nötigen Angemessenheit. Beeindruckt das Stammlager in
Auschwitz durch die ausgestellten Zeugnisse des Völkermordes, so beeindruckt das eigentliche
Vernichtungslager innerhalb dieses Lagerkomplexes – Auschwitz-Birkenau oder Auschwitz II – vor allem
durch seine Dimensionen. Die nochmals über vier Stunden dauernde Führung dort stand dann am
Freitagmorgen auf dem Programm. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und als eine der ersten
Gruppen auf dem Gelände konnten die Jugendlichen die Eindrücke dieses riesigen Komplexes auf sich
wirken lassen.Hier erfuhren sie auch über die menschenverachtenden Bedingungen, welche noch viel
schlimmer als im Stammlager waren und konnten die Überreste der Gaskammern und Krematorien
besichtigen. Zwischen den Ruinen der Krematorien am Mahnmal wurde durch die Gruppe der Opfer der
Shoa gedacht und Blumen niedergelegt. Nachmittags konnten im Stammlager noch einmal individuell die
Länderausstellungen erkundet werden.Am Abend verfassten die Jugendlichen einen Brief an sich selbst,
durch welchen sie die gesammelten Eindrücke aus den Gedenkstätten ein paar Wochen nach der
Bildungsfahrt noch einmal durch ihre eigenen Worte nachvollziehen können. Am Samstag stand dann der
Abschied aus der Jugendbegegnungsstätte und die Weiterfahrt nach Kraków an. Hier war der erste
Programmpunkt der Besuch inder Schindler Fabrik, wo heute eine Ausstellung zu Krakau unter deutscher
Besatzung gezeigt wird.Der Sonntagvormittag stand dann im Zeichen der Führung durch die Krakauer
Altstadt. Neben vielem Wissenswerten über die Geschichte der Stadt stand dabei natürlich die Besichtigung
der größten Sehenswürdigkeiten Krakaus auf dem Programm. So konnten der Wawel mit dem
Königsschloss, Teile der Jagiellonen-Universität und natürlich der Markt mit den Tuchhallen und der
Marienkirche besichtigt werden. Nach der Führung hatten die Jugendlichen den Rest des Tages die
Möglichkeit selbstständig die Stadt zu erkunden.Der letzte volle Tag in Polen sollte dann noch einmal den
Bogen schlagen zwischen der Vergangenheit mit den Verbrechen der Nationalsozialisten an den Juden und
dem jüdischen Leben heute. Zu Beginn hatten die Jugendlichen die wohl leider nicht mehr allzu lang
bestehende Möglichkeit, einer Zeitzeugin des Holocaust zu lauschen. Monika Goldwasser erzählte ihnen
davon, wie ihre Eltern durch die Nazis ermordet wurden und wie sie, vor diesen versteckt, überleben konnte.
Der beeindruckenden Erzählung anschließend, bestand die Möglichkeit Fragen an die Zeitzeugin zu stellen,
von welcher die jungen Menschen zahlreich Gebrauch machten.Ab dem Mittag gab es dann noch einmal
eine Führung durch das jüdische Viertel Kazimierz. Dabei konnten auch eine Synagoge und der alte jüdische
Friedhof besichtigt werden. Als Abschluss stand dann ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant mit
gleichzeitigem Klezmer-Konzert an.Das Kennenlernen dieses lebendigen jüdischen Lebens in Krakau war
für die Jugendlichen noch einmal ein gelungener Abschluss.Zweieinhalb Wochen nach der Fahrt gab es
noch ein Nachbereitungstreffen. Hier war es erfreulich zu sehen, dass die Bildungsfahrt anscheinend auch
die Jugendlichen dazu angeregt hat, sensibler auf Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu
achten und sie alle die Bildungsfahrt als Gewinn für sich ansahen. Auch entstand im Kreisjugendring nach
der Fahrt eine Broschüre,die neben Bildern von den einzelnen Programmpunkten, auch Erzeugnisse von
einzelnen TeilnehmerInnen enthält.Wie bereits erwähnt, gebührt der Gruppe ein großes Lob. Trotz aller
Verschiedenheit und trotz des belastenden Themas der Bildungsfahrt war es ein tolles Miteinander und ein
würdiges Begegnen mit den Spuren der Vergangenheit. Am Ende bleibt die Überzeugung, dass gerade die
Wahrnehmung eines der zentralen Orte der Shoa mit den eigenen Sinnen, ein Teil des Schutzes davor sein
kann, was nach solch einer Fahrt kaum vorstellbar scheint: Vergessen, Leugnung und Wiederholung solcher
Verbrechen.